Freitag, 17. Juni 2016

Wer Lehrer ist, wird unsterblich - Gedanken an Ulrich Fink


Wer Lehrer ist, wird unsterblich. 
Entweder, weil er es schafft, etwas Wertvolles weiterzugeben, was erhalten wird und Fuß in der Gesellschaft fasst, oder weil er Furcht verbreitet, die sich in den Herzen festsetzt.

Unser Ziel aber kann, muss und sollte es sein, die Welt zum Guten zu verändern. 
Das ist nicht schwer und doch die schwierigste aller Aufgaben.


Unsere Werkzeuge können sein:
Aufrichtigkeit
Keine Angst vor eigener Fehlerhaftigkeit
Empathie
Unmittelbarkeit
Der Wille, Unbill zu vermeiden
Selbstzweifel
Liebe zum Menschen
Bereitschaft zum täglichen Neubeginn
Respekt
Zeit
Mut
Zugeständnis der Individualität
Eingeständnis, dass Entwicklung ein Prozess ist
Demut vor dem Moment
Demut vor der Vergangenheit
Demut vor dem uns anvertrauten Lebensweg -
Unserem eigenen und dem der Kinder.


Lieber Ulrich Fink,
wir haben Dich heute verabschiedet. Viele Gedanken haben uns alle eingeholt - wir sahen 90 Jahre Leben in einem kurzen Augenblick an uns vorüberziehen. Wie ein Kaleidoskop stürzten Gedanken und Bilder über uns, wir hörten Dich und Deine geliebte Ruth sprechen, Eure Stimme, Euer Rat,....

Und uns Urspringschülern war bewusst, was wir für ein Glück hatten.
Wir haben mit Dir gelernt, dass es lohnt, für seine Überzeugung aufzustehen. Wir haben gelernt, dass Schuld und Scham Menschen beugen - und dass es dennoch so unendlich wichtig ist, weiter zu gehen.

Wir haben gelernt, dass Selbstzweifel und vermeintliche Schwäche stärker machen als alles andere und dass das Schweigen die schlimmste Versuchung und die schlimmste Waffe ist.
Wir haben gelernt, dass Ehrlichkeit zu sich, Ehrlichkeit gegenüber anderen - und eine bedingungslose Liebe und der Glaube an den Menschen, dass das, was als die Lehre des Humanismus gilt, keine Theorie ist - sondern Leben.
Dass man diese Liebe leben kann, selbst wenn man die Hölle kennt. Dass dem einen der Glaube hilft, dem anderen die Philosophie. Dass es Hoffnung gibt, weil man nicht einfach aufgibt, sondern nach ihr sucht.

All dies haben wir mit Dir als unserem Lehrer gelernt. In den wenigsten Momenten aus Büchern - in den meisten Momenten aus Dir.

Ein solcher Mann, der selbst die schlimmste Zeit Deutschlands erlebt hatte, von dem wir lernen durften, als andere sich in ihr Schweigen verkrochen. Du hast von uns gefordert, zu verhindern, dass "so etwas" wieder geschieht. Du fordertest von uns ALLEN, anständige Menschen zu sein und zu werden - und zu bleiben!
Wir hörten Dich und geben unser Bestes. Nicht aus Gehorsam, sondern aus Ergebenheit.

Ich sagte es bereits einmal: ich verneige mich.

Wir alle tun dies - vor Deinem Lebenswerk. 
Und wenn Du jetzt wieder sagen würdest: "Aber was soll das denn nun sein? Ich habe doch gar nichts getan!?" (Und Du meintest das GENAU so, ganz ohne Koketterie), dann möchte ich Dir - so wie vergangenen Herbst auch - ein letztes Mal antworten: 

Doch, Du hast gelebt. Und jetzt bist Du unsterblich.